Regie: J.J. Abrams
Drehbuch: Roberto Orci, J.J. Abrams, Alex Kurtzman
Städte: Berlin, Vatikan Stadt, Shanghai
Wird Ethan Hunt abtrünnig: Ja
Mission Impossible III ist ein durch und durch durchwachsender Film. Kein Fehlschlag, aber auch kein Erfolg.1 Es ist der Beginn von J.J. Abrams Karriere als Hollywoods Lieblingsfranchisemanager. Gleichzeitig ist dies Punkt, wo Tom Cruises Filmstar Karriere so sehr in Straucheln gerät, dass der nächste M:I Film als eine Art eine Übergabe der Fackel funktionieren soll.
Ich betrachte dieses Kapitel im M:I Franchise neutral. Dies hat drei Gründe. Zuerst führt es hier die Dynamik ein, dass Ethan Hunt versucht, ein häusliches Leben zu führen, indem er eine Beziehung mit der Krankenschwester Julia beginnt. Meines Erachtens ist dies immer ein Fehler, weil dadurch die Freundin oder Ehefrau zu einem Problem für den Protagonisten und den Zuschauer reduziert wird. Sie verhindert, dass die Zuschauer die Aktion bekommen, für die sie bezahlen und muss irgendeiner Weise beiseite geschoben werden. Ein friedliches Familienleben ist für solche Charaktere offenbar nicht möglich, weil dann die Geschichte enden würde. Also muss die Frau sterben oder anderweitig die Geschichte verlassen. Gleichzeitig reduziert dies häufig die Freundin zu der Rolle, die wissen will, warum ihr Partner ständig plötzlich verschwinden muss, und der Dame in Nöten. Auf Julia treffen alles diese Aspekte zu. Sie kennt nicht den Job ihres Freundes, heiratet ihn, obwohl er ihr nicht sagen will, was er tut und wird entführt, wobei sie zwei Menschen erschießt. Dies sorgt dafür, dass Ethan über die zweite Hälfte des Films sehr verwundbar und verzweifelt ist, sodass er sich nicht unverwundbar anfühlt, wie in dem vorherigen Filmen. Julia wird keine wirkliche Persönlichkeit gegönnt und reagiert auf die traumatischen Ereignisse recht entspannt und ist am Ende bereit, die Beziehung fortzuführen und ich habe absolut keine Ahnung, warum. Es hilft nicht, dass Ethan seine Beziehung mit ihr damit erklärt, dass sie ihn an seine Zeit vor IMF erinnert und damit eine unschuldige Zeit repräsentiert, zu der er sich hingezogen fühlt.
Das bringst zu dem besten Bösewicht im gesamten Mission: Impossible Franchise: Phillip Seymour Hoffman. Ich würde sagen, dass die M:I ein Antagonisten Problem haben. Sie sind alle recht vergesslich, ihre Motivationen recht belanglos und sie sind nie in den Highlights involviert. Am deutlichsten wird dies Ghost Protocol, wo der Hendricks im Grunde ein Nebengedanke ist. Owen Davian (Phillip Seymour Hoffman) ist die Ausnahme. Dies liegt nicht an dem Charakter selbst. Er ist nur ein Waffenhändler, der den McGuffin Rabbits foot haben will.2 Stattdessen hat Hoffman so eine Präsenz in jeder Szene, dass ich Respekt vor ihm habe und er tatsächlich angsteinflößend wird. Ich bezweifele, dass ich dass über Solomon Kane in Rogue Nation und Gabriel in Dead Reckoning sagen kann. Er stellt eine Bedrohung da, weil er persönlich Rache an Ethan nehmen will, weil er ihn gekidnappt hat und er das nicht verzeihen kann. Er will ihn leiden sehen und ist in diesem Wunsch unerbittlich. Leider wird dies auch wieder von Abrams untergraben. Denn der eigentliche Bösewicht des Films ist Musgrave (Billy Crudup), Ethans Vorgesetzter bei IMF, der Davian kontrollieren will. Die Handlung dreht sich lange darum, wer der Verräter in IMF ist: Musgrave oder Theodore Bressel (Laurence Fishburne). Es sind beides neue Charaktere, zu denen ich keinerlei Beziehungen habe. Das einzige Interessante an dem Aspekt ist, dass Musgrave Bressel als ein DEI Angestellten sieht, was ihn so sehr verärgert, dass er mit Waffenlieferanten kooperiert. Dann wird Davian auch noch recht nebensächlich von einem Auto überfahren und der Charakter ist vergessen. Schade. J.J. Abrams wusste nicht, was er hatte.
Mission: Impossible III ist Abrams Feature Film Debüt und ist im Grunde das Modell, wie in der Gegenwart Franchiseses gemanagt werden. Zuvor hat er vor allem in Fernsehen gearbeitet, an den Serien Felicity und Alias. Dann entschied man, dass er seine ersten Schritte mit einem Budget von 150 Millionen Dollar machen soll. Lange stand es im Raum, dass David Fincher (Fight Club, The Social Network) im Regiestuhl sitzen würde. Doch ein Filmanfänger sollte es dann sein, wahrscheinlich mit dem Denken, dass Abrams‘ Vision leichter Cruise und Paramount kontrolliert werden kann. Inzwischen werden Franchise Filme fast nur noch von Indie Regisseuren gedreht und keinen Auteurs in die Hand gegeben. Eine traurige Entwicklung, die offenbar der neuen Regie Generation auch wenig Möglichkeit gibt, persönliche Projekte umzusetzen, weil der finanzielle Erfolg ihnen nicht zu gesprochen wird. Dafür hat J.J. ein sehr gutes Auge für Casting und er schenkte uns Simon Pegg als Benji, der mit dem nächsten Film ein fester Bestandteil des Teams wird.3
Mein Ranking der Aktion-Szenen:
- Angriff auf dem Highway
- Einbruch in den Vatikan
- Rettung von Julia, Kampf mit Davian
- Verfolgungsjagd auf den Straßen von Shanghai
- Befreiungsmission von Lindsey (Keri Russell)
- Einbruch im Shanghai Hochhaus
- So würde ich auch die Einnahmen am Box Office beschreiben.
- Es wird nie geklärt, was Rabbits foot sein soll und die Antwort wäre wahrscheinlich recht langweilig, Gift, Nuklearwaffe und so weiter.
- Leider sind Maggie Q und Jonathan Rhys Meyers recht vergesslich, was auch daran liegt, dass III die Tom Cruise Show ist und man gar nicht versucht, ihnen eine Persönlichkeit zu geben. Dafür glänzt Cruise.