Ausgabe 4# Mission: Impossible Ghost Protocol

Regie: Brad Bird
Drehbuch: Josh Appelbaum, André Nemec
Besuchte Städte: Budapest, Moskau, Dubai, Mumbai
Wird Ethan Hunt abtrünnig: Ja

Ghost Protocol ist der erste Mission: Impossible Film, den ich gesehen habe, und zwar auf einem winzigen Fernseher in Forchheim. Es ist offensichtlich, dass dies nicht die idealen Bedingungen waren und dementsprechend hatte ich nicht die beste Meinung. Ich habe vor diesen Post keinen Eintrag mehr als einmal gesehen und hatte bisher nur das Pech, Dead Reckoning im Kino zu sehen. Irgendwie sind die Rogue Nation und Fallout an mir vorbeigegangen.
„The President has invoked Ghost Protocol“ und die IMF wurde aufgelöst, was bedeutet, dass Ethan Hunt und sein Team auf sich allein gestellt sind. Warum? Natürlich weil Ethan (Tom Cruise) und Benji (Simon Pegg) im Kreml eingebrochen sind, den der Antagonist dabei in die Luft sprengt und Ethan wird für diesen Terrorakt verantwortlich gemacht.
Ghost Proctocol versucht deutlich mehr, eine Komödie als die Vorgänger zu sein. Die Idee, in den Kreml einzubrechen, wird in den Raum geworfen als wäre dies eine Mission wie jede andere. Natürlich kann man erwarten, dass Tom Cruise spontan in den Kreml einbrechen kann. Hier ahmt Mission: Impossible das Bond-Franchise am meisten nach. Das Team verwendet eine Reihe von elaborierten Gadgets, die nur für diesen spezifischen Fall nützlich sind (die Leinwand, die den Hintergrund projizieren kann, Kontaktlinsen, die eine identische Kopie in einen Koffer live ausdruckt etc.) Zwar sagt Benji, dass sie aufgrund der Auflösung von IMF mit weniger technischer Unterstützung auskommen müssen (Gesichtserkennung, Verstecke). Gleichzeitig hat das Team technische Unterstützung, wie noch nie zuvor. Dabei wird die eingesetzte Technologie nicht kritisch betrachtet. Schlägt höchstens fehl und erweist sich nichts als besonders zuverlässig, sodass das Team improvisieren muss.
Dies ist der Aspekt der späteren M:I Filme, den ich am meisten zu schätzen weiß. Man hat mit Ghost Protocol nicht das Gefühl, dass die Helden unbesiegbare Meister ihres Schicksals sind. Sie werden ständig besiegt, Dinge laufen schief oder jemand aus dem Team muss eingreifen, um die Situation zu retten. Es ist so viel dadurch gewonnen, dass der Fokus nicht allein auf Ethan Hunt liegt, sondern jeder aus dem Team individuelle Prüfungen absolvieren muss und sich beweisen kann.
Insgesamt bin ich sehr glücklich mit dem Team und mir sind die einzelnen Mitglieder sehr ans Herz gewachsen1, was notwendig ist, weil die Filme vor allem von ihren Aktion-Szenen leben und über die ganze Serie kaum erfolgreiche Gegenspieler haben.2Kurt Hendricks (Mikael Nyqvist) oder „Kobalt“ ist ein russischer Nuklearwissenschaftler, der auf die Idee gekommen ist, dass eine bessere Welt aus einem Nuklearkrieg entsteht. Wir befinden uns hier in einem klaren Post Kalten Krieg Konflikt. Zwar geht es darum, dass ein Russe mit dem Nuklearkrieg droht, aber er agiert unabhängig vom Kreml und die USA bemühen sich um positive Beziehungen zu Russland, sodass die IMF aufgelöst wird. Zum werden russische Agenten ausgeschickt, die am Ende ebenfalls Kobalt jagen. Ich denke, dass der Film in dieser Form nur um 2011 so entstehen konnte, bevor Russland neben China wieder zum primären Rivalen der westeuropäischen Nationen und der USA wurde. Allgemein geht es kaum um internationale Konflikte, sondern um abtrünnige Individuen, die alte Ordnung zerstören wollen. Insgesamt wird Hendricks recht vernachlässigt: Er hat ist nur für kurze Zeit auf der Leinwand, er erklärt seinen Plan nur in einem Video, das im Hintergrund abgespielt wird und es geht wenig darum ihn zu überlisten. Ich finde dies im Nachhinein als eine Stärke des Films, da die späteren Antagonisten alle das gleiche Ziel verfolgen, aber sich viel mehr darüber den Mund zerreißen.
Es fällt mir schwer einzuordnen, wie ich zu dem Umgang mit Julia stehe. Das Kreativteam hat sich dazu entschieden, das harmonische Ende von M:I III zu verwerfen, um stattdessen eine Geschichte von jemanden zu erzählen, der nicht außerhalb seiner Arbeit existieren und ein soziales Leben führen kann. Selbst die Methode, wie Julia Ethans Leben verlassen muss, geschieht über seinen Arbeitgeber, die IMF. Nun beobachtet er sie immer wieder aus der Ferne, bevor er sich wieder der nächsten Mission zu wendet. Es funktioniert nicht für mich nicht auf einer emotionalen Ebene und fühlt sich wie ein Eingeständnis an, dass diese Idee ein Fehler war und dass wir uns jetzt wieder auf den spaßigen Teil konzentrieren können. Der Film kann sich eingestehen, dass Ethan ein Wahnsinniger ist, der wie Tom Cruise die Stunts braucht wie die Luft zum Atmen.
Aktion-Szenen Ranking:
1) Alles Rund um das Burj Khalifa
2) Einbruch in den Kreml
3) Das Autohaus
4) Der Gefängnisausbruch
5) Die Mumbai Mission

  1. Nur Paula Patton als Jane gibt keine gute Darbietung ab. Ihren Verführungsversuch in Mumbai hätte ich am liebsten übersprungen.
  2. Andere argumentieren für Solomon Lane, aber ich bevorzuge es, wenn die Motivation des Antagonisten ansatzweise Sinn macht, aber dazu später.

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